Grenzen setzen – der Umgang mit Kritik

Streichhölzer

Kostendruck und Sparmaßnahmen sind aktuell in vielen Unternehmen in Deutschland deutlich spürbar.

Budgetkürzungen – teilweise sogar Streichungen von Budgets – sind an der Tagesordnung. Das erzeugt Druck.

Und dieser wirkt sich auch auf die Mitarbeitenden aus. Manche werden krank, fallen teilweise mehrere Wochen aus und die, die noch da sind, müssen jetzt noch mehr leisten.

Emotionen können hochkochen…

 

🚫 Wie kann ich Grenzen setzen?

👉🏻 Wie soll ich mit der Kritik umgehen?

 

In diesem Beitrag erhalten Sie einige Antworten auf diese Fragen, damit Sie besser entscheiden können, wie Sie bewusst damit umgehen möchten.

 

Das Informationszeitalter und seine Vorteile

Nie war es einfacher, auf Knopfdruck Informationen zu erhalten. Und durch die technologischen Möglichkeiten können wir selbst ohne Sprachkenntnisse auf weltweites Wissen zugreifen, übersetzen lassen und verstehen.

Dadurch wird immer mehr Menschen bewusst, welche Eigenschaften „gut tun“:

 

✅ Mitgefühl und Empathie – emotionale Intelligenz

✅ Eigenverantwortung – die Fähigkeit zur Reflexion

✅ Toleranz, Respekt und Höflichkeit

✅ Hilfsbereitschaft, ohne Gegenleistung zu erwarten

✅ Authentizität und Unbestechlichkeit

 

So lässt sich anhand von Worten und Handlungen erkennen, welche Menschen optimistisch sind und damit das Wohl der Gemeinschaft fördern.

Optimismus bedeutet: Die Dinge zu sehen wie sie sind und das Beste daraus machen.

Im Beitrag Resilienz im Vertrieb gehe ich näher darauf ein, wie diese mentale Stärke aufgebaut werden kann.

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@unsplash (count chris)

Grenzen setzen

Mensch sein bedeutet „nicht perfekt zu sein“. Wir lernen durch Erlebnisse und daraus gesammelte Erfahrungen und reagieren entsprechend in vielen Situationen, ohne uns darüber bewusst zu sein.

Was für den einen eine erstrebenswerte Charaktereigenschaft ist – stößt den anderen ab.

Ein Mensch, der gelernt hat, Rücksicht zu nehmen, wird zum Beispiel von einem anderen als „Weichei“ wahrgenommen und entsprechend behandelt.

Daraufhin reagiert „der andere“ und fragt sich vielleicht:

Wieso reagiere ich so?

Diese Frage bewegt immer mehr Menschen, da sie spüren, dass die Ursache „im Innen“ liegt, weshalb das Coaching eine so große Bedeutung bekommen hat.

Menschen wollen sich selbst und Ihr Verhalten besser kennenlernen, um etwas ändern zu können. Und in einem geschützten Rahmen, einem 1:1 Coaching ist dies sehr gut möglich.

Erkennen

Zuerst muss ich mir über etwas bewusst sein, bevor ich es ändern kann. Das heißt, wir dürfen erkennen, welche Muster wir aus der Vergangenheit wiederholen und dadurch unser Verhalten und die damit verbundenen Reaktionen verfestigen.

Alles beginnt mit unseren Überzeugungen, unseren Glaubenssätzen.

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Ein Kind, das im Elternhaus gelernt hat, dass es nur Anerkennung erhält, wenn es sich und seine Bedürfnisse zurückstellt, entwickelt ein Muster.

Andere und ihre Bedürfnisse sind wichtiger. Im schlimmsten Fall geraten sie in eine Gesellschaft, in der narzisstische Verhaltensweisen an der Tagesordnung ist.

Unbewusst ziehen sie das Muster immer wieder an und bleiben darin gefangen, weil es sich „vertraut“ anfühlt. Im Englischen heißt es so schön „familiar“, was es meiner Meinung nach noch deutlicher macht. Welche familiären Überzeugungen habe ich übernommen?

Manipulatives Verhalten

Empathie und Manipulation treffen aufeinander. Menschen, die gelernt haben, Bedürfnisse zu erfüllen werden von der dunklen Triade sofort erkannt. Und „benutzt“.

Sie lieben es, von der Energie willensstarker und talentierter Personen zu profitieren.

Sobald das Gegenüber das Spiel durchschaut hat und aussteigen will, fällt die Maske. Jetzt geht es nur noch darum, den anderen zu verletzen und im schlimmsten Fall zu zerstören.

Foto: unsplash (Tommy van Kessel)

Und somit wird der Kreislauf immer weiter fortgeführt. Der Mensch, der gelernt hat, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, erfährt wieder:

 

👉🏻 Ich muss die Bedürfnisse anderer erfüllen

👉🏻 Erfülle ich sie nicht, werde ich kritisiert oder „verstoßen“ – vielleicht sogar als „egoistisch“ dargestellt, weil ich meine Bedürfnisse äußere

👉🏻 Muss ich meine Bedürfnisse noch weiter zurückstellen und besser werden?

 

 

Der Körper spricht

Diese wiederkehrenden Erfahrungen werden im Körper „als Emotion“ abgespeichert. Dies führt dazu, dass wir körperlich darauf reagieren. Verspannungen und Kopfschmerzen sind noch die harmlosesten Konsequenzen. Im schlimmsten Fall ist professionelle Hilfe notwendig. Dann hilft auch kein Coaching mehr.

Zum Glück gibt es Therapeuten und Mediziner, die sich mit den (körperlichen) Auswirkungen beschäftigen.

Doch soweit muss es nicht kommen.

Wir dürfen selbst lernen, auf unseren Körper zu achten. Am einfachsten ist es, zu beobachten, wann „der Puls rast“.

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@unsplash (Solen Feyissa)

11 Millionen Bits pro Sekunde werden unbewusst verarbeitet

Wissenschaftlich fundierte Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 70 und 80 % unserer Entscheidungen von unserem inneren „Autopiloten“ getroffen werden.

11 Millionen Bits pro Sekunde werden unbewusst verarbeitet – im Vergleich dazu nur 40-60 Bits pro Sekunde bewusst. Das bedeutet, dass wir innerhalb weniger Sekunden unbewusst reagieren.

Wenn der Puls rast, identifiziert unsere Wahrnehmung in diesem Moment eine Gefahr.

Jetzt gilt es, sich damit zu beschäftigen – als Beobachter: Besonders wirkungsvoll ist es übrigens, sich die Ergebnisse zu  notieren:

 

✍🏻Was genau hat diese körperliche Reaktion ausgelöst? Wo spüre ich sie im Körper?

 

Wenn Sie zum Beispiel eine E-Mail von einer Person erhalten, die Sie angreift, nur weil sie sich vorher konstruktiv äußerten, dann könnten Sie plötzlich Ihren Herzschlag laut und deutlich wahrnehmen, erkennen, wie der Puls rast, der Körper sozusagen „in Wallung gerät“. Die Ursache für das körperliche Reagieren könnte sein:

 

👉🏻Ich habe die Bedürfnisse der anderen Person nicht erfüllt – Achtung – Gefahr

 

Bewusst werden

Doch jeder Gedanke, den wir denken, ist eine Interpretation und Meinung.

Ist es wirklich eine Gefahr, wenn wir zu unseren Bedürfnissen stehen? Oder ist es eher die Chance, aus dem Teufelskreis auszubrechen?

Mal anders zu reagieren. Vielleicht sogar gar nicht zu reagieren, wenn schon alles gesagt ist.

Bewusst handeln

Ein Mentor zeigte in einer Übung, welche Möglichkeiten es noch gibt, auf Angriffe zu reagieren.

Die Ausgangssituation: Zwei Personen bekamen eine Rolle zugewiesen., Beide Personen sollten standhaft in der Rolle bleiben – egal, was passiert.

 

💯 Einer sollte vom anderen verlangen, dass er das Fenster öffnet

🚫 Der andere sollte an seiner Meinung festhalten, dass das Fenster geschlossen bleibt

 

Die Übung dauerte ein paar Minuten. Und zu beobachten war bei sämtlichen Konstellationen, dass sich das Verhalten beider Personen im Laufe der Übung zuspitzte.

 

Die Worte der Person, die das Fenster geöffnet haben möchte, könnten so aussehen:

1️⃣ Könntest du das Fenster bitte öffnen?

2️⃣ Mir ist wirklich warm und die Luft ist schlecht, kannst du bitte das Fenster öffnen?

3️⃣ Merkst du eigentlich, wie egoistisch du bist?

4️⃣ Das geht mir echt auf den Nerv. Wenn du jetzt nicht das Fenster aufmachst….

 

Am Ende der Übung wies der Mentor darauf hin, dass weder die eine – noch die andere Person – auf ein NEIN weiter reagieren muss. Er bezeichnete dieses als „übergriffiges Verhalten„.

Es sind Handlungen, Verhaltensweisen, die die Grenzen anderer Personen überschreiten, ihre Einwilligung oder ihr Bedürfnis missachten oder sie in irgendeiner Weise einschüchtern bis hin zu emotionalen Angriffen und Verletzungen.

Aber wie kann man denn darauf reagieren? In dieser Übung lautete die Antwort:

Gehen. Die Situation verlassen.

„Du hättest einfach aus dem Raum gehen können, wenn es keine Klärung gibt. Die Aufgabe lautete nicht: Du musst dich der Situation permanent aussetzen, sondern lediglich: Beide sollen ihren Standpunkt beibehalten.“

Niemand hat das in Betracht gezogen. Weil wir anders „programmiert“ sind.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu reagieren. Die Richtige darf jeder und jede für sich selbst austesten und herausfinden. Hier gibt es keine „Standard-Lösung“.

 

Gesundes Grenzen setzen

Unangemessenes Verhalten als solches zu identifizieren ist der erste Schritt. Denn wenn wir in der Kindheit beispielsweise damit konfrontiert wurden, empfinden wir es als „normal“. Die meisten Menschen, die ich im Laufe meines Lebens hier in Deutschland kennenlernen durfte, können ein Lied davon singen. Es ist also ein kollektives Problem.

Den Gedanken: Pro-blem mal in zwei Teile zu setzen und als Gelegenheit zu betrachten, gefiel mir. „Pro“ heißt: Es ist „für uns“ gemacht, damit wir erkennen:

Wir können es – auch kollektiv – ändern. Jeder in seinem Wirkungsfeld.

Wichtig ist, sich zuerst seiner eigenen Bedürfnisse, Werte und Grenzen bewusst zu werden und diese dann klar und respektvoll zu kommunizieren.

 

❓Wie möchten Sie, dass jemand mit Ihnen umgeht?

❓Welches Verhalten können Sie akzeptieren?

❓ Was tut Ihnen nicht gut?

 

In meinen Inhouse-Seminaren betrifft es häufig die Menschen im Vertrieb, die auch mit Reklamationen umgehen müssen. Je nachdem, wie emotional das Gegenüber reagiert, dürfen Sie in 1:1 Situationen trainieren, wie sie anders reagieren können. Im schlimmsten Fall ist es möglich, zu sagen:

 

✅“Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand so mit mir spricht. Ich schlage vor, dass wir das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortführen.“

 

Dieser Satz signalisiert auf respektvolle Art eine Grenze. Führt das Gegenüber seinen Angriff fort, dürfen Sie das Gespräch beenden und auflegen. Die Situation verlassen. Es ist respektlos, Sie weiter zu attackieren.

Das gilt auch für E-Mails. Sie müssen diese nicht beantworten, wenn Sie erkennen, dass jemand Ihre Grenzen überschreitet. Ihnen etwas unterstellt, das nicht den Tatsachen entspricht. Hinzu kommt, dass Worte besonders in der schriftlichen Kommunikation leicht missverstanden werden können.

Konflikte sollten im persönlichen Dialog geklärt werden, wo es möglich ist, konstruktiv auf (angemessene) Kritik zu reagieren.

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Foto: unsplash (bernard hermant)

Wie soll ich mit Kritik umgehen?

Bei sehr unbewussten Verhaltensweisen ist es ein Zeichen der Stärke, wenn Sie nicht reagieren. Sie schauen sozusagen durch das Geschehen hindurch und erkennen das Muster.

Sich zu beklagen ist etwas anderes, als jemanden auf einen Fehler aufmerksam zu machen, der berichtigt werden kann.

Es ist nichts Egoistisches daran, einen Dienstleister darauf hinzuweisen, dass der zugesagte Termin nicht eingehalten wurde – sofern Sie sich an die Fakten halten, die immer neutral sind.

„Wie können Sie es wagen, den zugesagten Termin nicht einzuhalten!“, hingegen ist eine Beschwerde.

Die Kritik wird als persönliche Beleidigung betrachtet.

Der Person ist es wichtig, den anderen ins Unrecht zu setzen. Das Verhalten ist ein Angriff, der ebenfalls durch emotionale Muster aus der Vergangenheit aktiviert wurde.

Umgang mit Kritik

Besonders in der heutigen – zunehmend digitalen – Zeit, ist es leicht möglich, (teilweise sogar anonym) andere zu kritisieren und zu verurteilen.

Daher stellen Sie sich stets die Frage:

 

💡Von wem kommt die Kritik?

💡Würde ich die Person auch (aus mir Selbst heraus) um ihre Meinung bitten, wenn ich hier Hilfe benötige?

💡Worum geht es hier wirklich?

 

Wenn Sie sich darüber klar sind, können Sie bewusster reagieren oder es auch bewusst lassen.

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Foto: unsplash (sebastian herrmann)

Konstruktive Kritik

Wenn etwas verändert werden soll, kann dies nur durch konstruktive Kritik ausgelöst werden. Und durch Bewusstheit.

So zeigen Menschen zum Beispiel durch ihre Worte und Taten, dass ihnen der Kontakt zu Ihnen als Person wichtig ist und dass die Kritik nicht persönlich gemeint ist.

Sie beginnen mit aufrichtiger Anerkennung und

✅ die Kritik richtet sich auf ein Verhalten oder einen Tatbestand.

✅ Die Person bietet realistische Lösungsvorschläge oder Verbesserungen an.

✅ Die Aussagen werden wertschätzend und konkret formuliert.

Beispiele:

„Was halten Sie davon, wenn Sie es einmal so versuchen?“ oder „Vielleicht versuchen Sie es einmal so?“

Die andere Person kann wählen. Sie kann aber auch einfach sagen:

„Vielen Dank für das Feedback. Ich denke gerne darüber nach.“

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Grenzen setzen – den Umgang mit Kritik „üben“

Wenn Sie in einem geschützten Rahmen Ihre Muster erkennen und wandeln möchten und im Vertrieb sind, könnte dieses 2-tägige Seminar am 4./5. September für Sie interessant sein:

Effizienz steigern im Vertrieb 4.0

Hier lernen Sie zum Beispiel in interaktiven Übungen Ihr Gehirn und dessen Funktionsweise besser kennen.

💡 Sie verstehen, was genau Stress auslöst und wie Sie damit umgehen können.

Das hilft Ihnen nicht nur, in herausfordernden Situationen ruhig zu bleiben, sondern auch, erfolgreicher durch den Vertriebsalltag zu kommen.

Stressmanagement

Der nächste öffentliche Termin findet dann am 17./18.11. in Arnsberg statt.

Im Seminar Stressmanagement im Vertrieb geht es um die Kernthemen:

• Was genau versteht man unter Stressmanagement?
• Die 7 Resilienzfaktoren – so stärken Sie Ihre innere Widerstandskraft
• Stress reduzieren – Gelassenheit im herausfordernden Vertriebsalltag
• Effizienz steigern und abends noch fit sein
• Wirkungsvolle Methoden für ein besseres Selbstmanagement

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@fotolia_164972202

Inhouse-Veranstaltungen

Für Inhouse-Teams eignet sich der Workshop: Teamentwicklung – hier können die individuellen Herausforderungen gemeistert werden.

 

Und bei Fragen gerne mein kostenfreies Erstgespräch 24/7 online buchen.

Ihre

Alexandra Langstrof

Trainerin | Beraterin Vertrieb 4.0 | Syst. Coach | Speakerin | Autorin✍️ Ich bilde Digital Sales Manager:innen aus 🎯

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